Selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden
«Ich hatte schon immer den Wunsch, den Tagesablauf so zu gestalten, wie ich es will», erzählt die 27-jährige Asli. Und das kann sie – seit diesem Frühjahr in ihrer ersten eigenen Wohnung. Diese Selbstbestimmung fehlte ihr zuvor gewaltig, als sie in einer Wohngemeinschaft mit Heimstrukturen lebte.
Alles läuft nach striktem Plan
Asli hat jahrelang mit neun anderen Menschen mit Behinderungen in einer betreuten WG gelebt.
In Aslis vorherigen Wohnsituation fühlte sich der Alltag monoton und strukturiert an. Alles lief nach striktem Plan: wann sie am Morgen aufsteht, was sie zu essen kriegt oder wann sie duschen und ins Bett geht. «Ein Heim ist nie ein Heim. Ein Heim ist zwar der Ort, an dem du lebst, aber es ist kein Zuhause», meint Asli. Deshalb stellte sie bei der IV ein Gesuch auf einen Assistenzbeitrag und machte sich auf die Suche nach einer eigenen Wohnung, welche jedoch mit einigen Hürden verbunden war.
Neue Verantwortung, neue Freiheiten
Dass Asli heute eigenverantwortlich wohnen kann, ist nicht selbstverständlich.
Mit dem Einzug in ihre 2.5-Zimmer-Wohnung diesen Frühling konnte Asli viel Lebensqualität zurückgewinnen. Sie fühlt sich wohl in ihren eigenen vier Wänden und geniesst es, zuhause zu sein. Aufgrund ihrer Cerebralparese wird sie im Alltag von drei Assistenzpersonen unterstützt. Das Personal hat sie sich selber ausgesucht und koordiniert es eigenständig. Nun kann sie sogar entscheiden, wer ihre persönliche Post liest. «Ich kann mein Leben leben, wie alle anderen auch», sagt Asli erleichtert.
Podcast
Radio SRF 1
Wie die eigene Wohnung Asli zu mehr Selbstbestimmung verhilft
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Key facts
Über das Assistenzmodell
Das Assistenzmodell trägt viel dazu bei, dass Menschen wie Asli ein inklusiveres und selbstbestimmtes Leben führen können. Es ermöglicht Menschen mit Behinderungen, die im Alltag auf regelmässige Hilfe angewiesen sind, in ihrem eigenen Zuhause zu leben. Sie können selber bestimmen, wer, wann, wo und wie lange diese Unterstützung leistet. Dazu stellen sie eigenverantwortlich Assistentinnen oder Assistenten an, welche die erforderlichen Hilfeleistungen erbringen. Dieses Modell eignet sich jedoch nicht für alle Menschen, da damit auch die sozialen und rechtlichen Verpflichtungen eines Arbeitgebers oder einer Arbeitgeberin einhergehen.
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