Pilgern im Rollstuhl, geht das?
Das Leben von Thomas Merz veränderte sich schlagartig. Vor fünf Jahren erlitt der heute 65-Jährige eine Hirnblutung. Seither sitzt Thomas im Rollstuhl. Dank seiner positiven Lebenseinstellung hält er an seiner Vision fest: Ich werde wieder wandern! Heute pilgert Thomas mit seinem Rollstuhl über 50 Kilometer auf dem neuen Jakobsweg.
Plötzlich änderte sich mein Leben – ohne Vorankündigung

Im Herbst 2017 prüfte das Schicksal die Lebenskraft von Thomas Merz. Ein Blutgefäss in seinem Hirnschädel platzte und schädigte Teile seiner Hirnregionen. Thomas ist seither einseitig gelähmt. Nach drei Monaten Reha-Aufenthalt und der Unterstützung seiner Familie begann er sein Leben im Rollstuhl zu akzeptieren. Thomas lässt sich von seiner Beeinträchtigung nicht entmutigen. Zur richtigen Zeit traf er Hildegard Hochstrasser von Jakobsweg Schweiz und kam so seinem Wunsch, einst wieder wandern zu können, ein grosses Stück näher.
Mit dem Rollstuhl zur Schwarzen Madonna

Als begeisterte Pilgerin hält Hildegard Hochstrasser an ihrer Idee fest: Menschen mit und ohne Behinderungen sollen sich auf dem Jakobsweg begegnen können. Kurzerhand initiierte sie das Projekt «Auf vier Rädern zur Schwarzen Madonna». Ziel des Projektes ist die Inklusion. Dank der detaillierten Beschreibung eines hindernisarmen Jakobsweges können Naturliebende mit dem Rollstuhl eigenständig pilgern: 150 Kilometer von Konstanz nach Einsiedeln. Thomas Merz hat die erste Teilstrecke als Testpilger mit seinem Rollstuhl gründlich geprüft – eindrückliche Landschaften, berührende Begegnungen und ein in Erfüllung gehender Traum.
Pilgern für mich, pilgern für mein Umfeld

Auf dem hindernisarmen Jakobsweg kann Thomas endlich eigenständig wandern. Das Pilgern schenkt ihm pure Lebenskraft und lässt ihn auf äussere Einflüsse positiver und achtsamer reagieren. Eine Bereicherung für Thomas und auch sein gesamtes Umfeld: «Es tut mir gut, dass ich die Familie mal allein lassen kann und es alleine schaffe, etwas zu unternehmen».
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Der hindernisarme Jakobsweg in der Schweiz
Der Verein Jakobsweg Schweiz setzt sich aus erprobten und begeisterten Pilgern zusammen, die das Pilgererlebnis Menschen im Rollstuhl ermöglichen wollen. Das Projekt "Auf vier Rädern zur Schwarzen Madonna" beschreibt den hindernisarmen Jakobsweg von Konstanz/Kreuzlingen dem Untersee entlang nach Schaffhausen, Rheinfall zur Musik- und Klosterinsel Rheinau, Winterthur und das Zürcher Oberland nach Rapperswil, über Feusisberg ans Ziel ins Klosterdorf Einsiedeln. Die Rollstuhl-Pilgernden sollen die gleichen Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkte und wenn immer möglich die gleichen Jugendherbergen, Hotels und Restaurants besuchen und sich austauschen können. Darum bleibt der hindernisarme Weg so nah wie möglich an der Originalroute dran. Am 23. Juli 2022 wird das erste Teilstück von Konstanz nach Einsiedeln eröffnet.