Die Geburtsstunde der Stiftung Denk an mich

Noemi Harnickell
08.12.2024
Vor über 50 Jahren gründeten Jeannette und Martin Plattner die Radiosendung Denk an mich. Die Idee: Kinder sammeln für Kinder. Die Sendung wurde ein Riesenerfolg. In einem Bericht über unsere Stiftung nimmt Sie der Bereich Public Value der SRG SSR mit auf eine kleine Zeitreise.
Wie wichtig Freizeitmöglichkeiten auch für Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen sind, hat schon 1968 ein Moderationsehepaar des Schweizer Radios realisiert. Martin und Jeanette Plattner moderieren damals beide bei SRF und rufen gemeinsam die Radiosendung Denk an mich ins Leben.
Mit Spendengeldern ermöglichen sie etwa den barrierefreien Umbau von Ferienunterkünften in der ganzen Schweiz, denn bis dahin werden Kinder mit Behinderungen oft in Altersheimen untergebracht. Ausserdem unterstützen sie Ferienlager für Betroffene. Die Plattners suchen auch das Gespräch mit der SBB. Rollstühle fahren damals nämlich nur im Postwagen mit. Eltern erhalten so die Gelegenheit, mit ihren Kindern mit Behinderung verhältnismässig unkompliziert in die Ferien zu fahren – oder sich daheim von der Betreuungsarbeit zu erholen, während die Kinder in Ferienlagern professionell umsorgt werden.
«Wir wollten nicht nur Geld sammeln», sagt Martin Plattner 1998 in einem Interview, «sondern bei den Kindern und Jugendlichen das Bewusstsein impfen, dass es behinderte Mitmenschen in unserem Land gibt, die nicht Mitleid brauchen, sondern Unterstützung, Solidarität und Integration.»
Kinder sammeln für Kinder
In den Sendungen erzählen sie Geschichten von Kindern, die mit Behinderungen leben. Sie fordern die jungen Zuhörer:innen auf, kreativ zu werden und eigene Sammelaktionen zu starten. «Wir erklärten: Kinder mit Behinderung können nicht in die Ferien», sagt Martin Plattner. «Aber auch sie brauchen Ferien und haben vor allem auch ein Recht darauf, in die Ferien zu fahren.»
SRF gibt dem Paar ein Startkapital von 2’500 Franken. Niemand ahnt damals, dass aus dem kleinen Schneeball der Spendenaktion eine Lawine des sozialen Engagements werden würde. Aber die Kinder fangen an zu basteln, zu backen, zeichnen und musizieren. Sie schreiben Briefe an die Sendung und freuen sich, wenn diese im Radio vorgelesen werden.
Bereits im ersten Jahr kommen allein durch die von Kindern organisierten Aktionen 100’000 Franken zusammen. Bald schwappt der Aktionismus auch auf die Erwachsenen über. Man sammelt an runden Geburtstagen, an Firmenanlässen und an Basaren. «Durch die Spendenaktionen wirkt die Stiftung Denk an mich gemeinschaftsfördernd», betont Jeannette Plattner-Blattner. 56 Jahre später ist aus der Sendung und dem Engagement der Plattners eine Stiftung gewachsen, die Freizeit- und Ferienaktivitäten für Menschen mit Behinderungen fördert und sich für eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben einsetzt.
Key Facts
Über den Bereich Public Value der SRG
«Public Value», englisch für «öffentlicher Wert», umschreibt den Beitrag einer Organisation für das Gemeinwohl der Gesellschaft. Bei Public Value geht es also um den Mehrwert für die Bevölkerung.
Die SRG leistet einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und will diesen laufend optimieren. Deshalb ist der Bereich Public Value der SRG mit der Bevölkerung im Austausch und fragt nach, was die Bedürfnisse sind. Diese Inputs helfen der SRG, ihren Mehrwert für die Gesellschaft zu verstärken.