Journal
Public Value 2

Eine Stiftung, die der ganzen Gesellschaft hilft

Noemi Harnickell
09.12.2024

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Im Jahr 2016 waren in der Schweiz rund 300’000 erwachsene Menschen auf die Unterstützung von 900’000 Angehörigen angewiesen. Rund 1,7 Millionen Menschen leben mit Behinderungen, das sind 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Die meisten Behinderungen, nämlich 80 Prozent, sind nicht angeboren, sondern entstehen erst im Lauf des Lebens durch Unfälle und Krankheiten. Viele dieser Menschen haben ein Umfeld, Eltern, Geschwister, Freunde. Hochgerechnet sind also viel mehr Menschen von einer Behinderung betroffen, als es auf den ersten Blick erscheint.

Betreuende und pflegende Angehörige leisten gemäss Pro Infirmis im Schnitt jedes Jahr 80 Millionen Stunden unbezahlte Arbeit. Das entspräche einem Lohn von 3,7 Milliarden Franken im Jahr. Während zu jedem anderen Job Mittagspausen, Wochenenden und Ferien dazugehören, fehlen Betroffenen oft die Zeit, das Geld und die Unterstützung, um Pausen machen zu können.

Die Stiftung Denk an mich arbeitet mit knapp 500 zertifizierten Partnerorganisationen zusammen. Mit bis zu drei Millionen Franken unterstützt sie pro Jahr mehr als 25’000 Menschen.

«Es ist ein Mehrwert für die Gesellschaft, wenn wir einander begegnen und dabei andere Lebenswelten kennenlernen.»
René Dobler (CEO der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus)

Gemeinsam reisen: Barrierefreiheit in Schweizer Jugendherbergen

Seit 2013 arbeitet die Stiftung Denk an mich am Grossprojekt «Ferien für alle» der Schweizer Jugendherbergen mit. Die Projektskizze sieht mitunter vor, dass alle Jugendherbergen barrierefrei zugänglich sind.

 «Bestehende Gebäude behindertengerecht umzubauen, ist oft mit sehr hohen Kosten verbunden», sagt René Dobler, CEO der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus. «Die Stiftung Denk an mich hat uns ermöglicht, hier schneller Fortschritte zu erzielen.» 25 Jugendherbergen sind aktuell komplett hindernisfrei für Standard-Rollstühle zugänglich, 7 weitere sind bedingt barrierefrei.

Barrierefrei, so Dobler, bedeute aber nicht nur rollstuhlgängige Bauten, sondern auch die Sensibilisierung und Bildung von Mitarbeiter:innen sowie eine inklusive Kommunikation für die Gäste. «Menschen mit Behinderungen sind in unserem Alltag oft nicht sichtbar», sagt Dobler. «Und wenn Ferienunterkünfte nicht an ihre Bedürfnisse angepasst sind, müssen sie auch ihren Urlaub fernab von allen anderen verbringen.» Mit der Initiative «Ferien für alle» werden Ferien für Menschen mit Behinderungen zu erschwinglichen Preisen zugänglich. «Es ist ein Mehrwert für die Gesellschaft», sagt Dobler, «wenn wir einander begegnen und dabei andere Lebenswelten kennenlernen.»

Seit 1976 ZEWO-zertifiziert

Seit 1976 ist die Stiftung Denk an mich von der Schweizerischen Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Spenden sammelnde Organisationen ZEWO zertifiziert. Die ZEWO prüft Non-Profit-Organisationen aufgrund von 21 Standards auf ihre Wirksamkeit und Transparenz.

 «Die Stiftung Denk an mich agiert zwar in einer Nische», erklärt Geschäftsleiterin Martina Ziegerer. «Aber sie leistet durch die wöchentlichen Radiobeiträge auf SRF 1 wichtige Sensibilisierungsarbeit und macht den Leuten bewusst, was gesellschaftliche Teilhabe bedeutet. Dabei reproduziert sie keine Stereotype, sondern lässt die Menschen für sich sprechen.»

Key Facts

Über den Bereich Public Value der SRG

«Public Value», englisch für «öffentlicher Wert», umschreibt den Beitrag einer Organisation für das Gemeinwohl der Gesellschaft. Bei Public Value geht es also um den Mehrwert für die Bevölkerung.

Die SRG leistet einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und will diesen laufend optimieren. Deshalb ist der Bereich Public Value der SRG mit der Bevölkerung im Austausch und fragt nach, was die Bedürfnisse sind. Diese Inputs helfen der SRG, ihren Mehrwert für die Gesellschaft zu verstärken.

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Porträt von Noemi Harnickell

Noemi Harnickell

freie Journalistin