Die Wirkung sichtbar machen

Noemi Harnickell
10.12.2024
Durch authentische Geschichten und gezielte Spendenkommunikation zeigt die Stiftung Denk an mich, wie sie das Leben von Menschen mit Behinderungen bereichert – und sensibilisiert zugleich eine breite Öffentlichkeit für deren Anliegen. In einem Bericht über unsere Stiftung beleuchtet der Bereich Public Value der SRG SSR wie wir uns gemeinsam mit SRF für mehr Barrierefreiheit und Inklusion einsetzen.
Die Stiftung Denk an mich ist heute finanziell von der SRG unabhängig, aber die Partnerschaft bringt Vorteile für beide Seiten mit sich.
SRF generiert Sichtbarkeit für die Stiftung, etwa durch eine Radiosendung am Samstagmorgen auf SRF 1 und durch Spendenaufrufe im Tagesprogramm. «Umgekehrt gibt die Stiftung Denk an mich SRF ein Gesicht», sagt Geschäftsführerin Sara Meyer. So bietet die Stiftung unter anderem Studioführungen für die Gönner:innen an, was wiederum ihre Beziehung zur SRG stärkt.
«Vielfalt verbindet», sagte auch Natalie Wappler, SRF-Direktorin, während der Eröffnungsfeier der Nationalen Aktionstage Behindertenrechte im SRF-Studio in Zürich Leutschenbach im Mai 2024. «Barrierefreiheit ist nicht nur das Entfernen von Stufen, sondern auch eine Anpassung der Sprache.»
Sara Meyer hat mit ihrem Team eine sogenannte «Wirkungskommunikation» etabliert. Das heisst, die Stiftung berichtet in ihren Samstagssendungen auf SRF 1 sowie in ihren Newslettern und Briefen an erster Stelle darüber, wo die Spendengelder eingesetzt werden und was sie alles an Freizeit- und Ferienaktivitäten möglich machen. «Wir machen einen Unterschied im Alltag der Betroffenen», betont Meyer.
Für Meyer hat dies in erster Linie mit Respekt zu tun. Für die Betroffenen – und für die Spender:innen. Es scheint fast obsolet, diese Tatsache zu wiederholen, aber ohne Spendengelder kann eine Förderstiftung wenig erreichen. «Wir empfinden eine tiefe Dankbarkeit für alle Spenden», betont Meyer. Selbst die Verdankungen schreibt sie persönlich, da es ihr ein Anliegen ist, ihre Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Sie wolle, so Meyer, nicht nur echte Geschichten vermitteln, sondern auch echte Gefühle.
Nicht nur in der Radiosendung kommen Betroffene selbst zu Wort. Auch Video- und Textreportagen auf der Website der Stiftung erzählen ihre Geschichten. Viele Flyer der Stiftung ziert die Kunst von Johji, der mit Autismus lebt und in Form von Zeichnungen kommuniziert. 2020 zierten seine Selbstporträts sogar die Uhren von Swatch. «Wir tendieren dazu, Menschen mit Behinderungen anhand ihrer sichtbaren Einschränkungen anstelle ihrer Kompetenzen zu bewerten», sagt Sara Meyer. «Dabei sind es wie Johji ganz normale Menschen mit Stärken und Schwächen.»
Mehr Gehör für Inklusion
Ein wichtiges Anliegen ist Sara Meyer auch die Positionierung innerhalb von SRF. Die Stiftung ist als Kompetenzzentrum für Inklusionsfragen nicht ausreichend verankert. Dabei verfügt sie über ein grosses Netzwerk, um Medienschaffende in ihrer Arbeit zu unterstützen. Das Team kann Fachpersonen vermitteln, Kontakte zu Menschen mit Behinderungen herstellen, infrastrukturelle Herausforderungen lösen, Workshops für Journalist:innen organisieren und technologische Entwicklungen begleiten. Das dient nicht nur der Effizienz, sondern auch der Glaubwürdigkeit des Medienhauses.
Als zum Beispiel im März 2024 die Wetter-App der SRF-Meteo ein neues Design erhielt, hagelte es Kritik: Die Kartenansicht war durch die kontrastarme Darstellung der weiss eingefärbten Schweiz mit weissen Wolken für Menschen mit Sehbehinderungen nicht mehr nutzbar. Sie musste kurz darauf wieder umgestellt werden. «Solche Erfahrungen lassen sich durch eine konsequente Zusammenarbeit vermeiden», so Meyer. «Redet einfach mit uns!»
«Redet mit uns!» ist der Appell an eine ganze Gesellschaft, Betroffenen öfter zuzuhören und ihnen den Raum zu geben, ihre Bedürfnisse auszudrücken. Die kommunikativen Schwierigkeiten zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen sind nicht einem mangelnden Goodwill verschuldet, sondern spiegeln vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Haltung wider.
Was kann man dagegen tun? Nur eines: Die Menschen sprechen lassen. Und vor allem: ihnen zuhören.
Key Facts
Über den Bereich Public Value der SRG
«Public Value», englisch für «öffentlicher Wert», umschreibt den Beitrag einer Organisation für das Gemeinwohl der Gesellschaft. Bei Public Value geht es also um den Mehrwert für die Bevölkerung.
Die SRG leistet einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und will diesen laufend optimieren. Deshalb ist der Bereich Public Value der SRG mit der Bevölkerung im Austausch und fragt nach, was die Bedürfnisse sind. Diese Inputs helfen der SRG, ihren Mehrwert für die Gesellschaft zu verstärken.