Sunflower Lanyard: Ein kleines, aber wirkungsvolles Symbol
Wenn Nilas (12) und seine Schwester (15) ihre Grosseltern in Schweden besuchen möchten, bringt die Reise viele Herausforderungen mit sich. Das Prozedere am Flughafen ist für die beiden Jugendlichen mit unsichtbaren Behinderungen besonders belastend. Das Sunflower Lanyard könnte helfen, ist in der Schweiz aber noch wenig bekannt.
Flugreisen mit unsichtbaren Behinderungen

Nilas, seine ältere Schwester und ihre Mutter Erika besuchen mehrmals pro Jahr ihre Verwandten in Schweden.
Für Erika und ihre beiden Kinder sind Flugreisen eine Herausforderung. Ohne Zugang zum Familienservice stehen sie mit allen anderen Passagieren in langen Schlangen, müssen warten, funktionieren, durchhalten. Es ist eng, hektisch und laut. Besonders für den 12-jährigen Nilas sind die vielen Eindrücke schwer zu verarbeiten. Wenn die Reizüberflutung ihn überwältigt, erntet die Familie irritierte Blicke statt Verständnis. Denn es ist für Aussenstehende nicht erkennbar, dass er und seine 15-jährige Schwester im Autismus-Spektrum sind.
Das Sunflower Lanyard als Erkennungszeichen

Am Flughafen Kopenhagen sind die Sunflower Lanyards bei der Kundeninformation erhältlich.
Sobald die dreiköpfige Familie im Flugzeug ist und die Teenager ihre Kopfhörer aufsetzen, kehrt Ruhe ein. Doch bereits am Flughafen könnte das Sunflower Lanyard helfen – ein grünes Umhängeband mit Sonnenblumen, das auf unsichtbare Behinderungen hinweist. In Kopenhagen hat es Nilas und seine ältere Schwester spürbar entlastet. In der Schweiz hingegen kennt es kaum jemand. «Es ist viel zu wenig präsent», sagt Erika. Der Verein Autismus Schweiz will das ändern und mehr Bewusstsein schaffen.
Podcast
Radio SRF 1
Ein Erkennungszeichen für Menschen mit unsichtbaren Behinderungen
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Key Facts
Das Sunflower Lanyard
Das «Hidden Disability Sunflower»-Projekt wurde 2016 in England ins Leben gerufen und hat sich seither weltweit verbreitet. Anders als bei sichtbaren Behinderungen geht es beim Sunflower Lanyard nicht darum, Betroffene zu begleiten oder ihnen dauerhafte Hilfe zur Seite zu stellen. Vielmehr dient das Band als diskretes Zeichen, mit dem Trägerinnen und Träger selbständig auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen können. Es signalisiert, dass eine Person in bestimmten Situationen – etwa bei sensorischen, motorischen, visuellen, emotionalen oder kognitiven Herausforderungen – Unterstützung benötigen könnte, während ihre Eigenständigkeit gewahrt bleibt.
In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Unternehmen, insbesondere Flughäfen und öffentliche Verkehrsbetriebe, dem Sunflower-Projekt angeschlossen. Mitarbeitende werden gezielt geschult, um Menschen mit unsichtbaren Behinderungen besser zu verstehen und ihnen angemessen zu begegnen.
In der Schweiz ist das Sunflower Lanyard bislang jedoch kaum verbreitet. Der Verein Autismus Schweiz setzt sich aktiv dafür ein, dies zu ändern, und steht im Austausch mit potenziellen Partnern, um das Bewusstsein und die Akzeptanz zu fördern.
Bildquelle: zVg