Warum der rote Teppich für HORA ausgerollt wurde
Die öffentliche Wahrnehmung von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung ist oftmals defizitorientiert. Seit seiner Gründung 1993 durch den Regisseur und Theaterpädagogen Michael Elber hat das Theater HORA massgeblich dazu beigetragen, diese Wahrnehmung zu verändern. Nun haben sie es sogar geschafft, dass für HORA der rote Teppich ausgerollt wurde.
Nicht trotz, sondern wegen der Behinderung seiner Ensemblemitglieder erfolgreich
Das Zürcher Theater Hora ist eine der bekanntesten freien Tanz-, Theater- und Performance-Gruppen der Schweiz. Gleichzeitig ist es ein Arbeitsort für Menschen mit einer IV-zertifizierten «geistigen Behinderung».
Die anhaltende Zusammenarbeit mit wichtigen Vertreterinnen und Vertretern der regulären Theaterszene zeigt, dass es HORA gelungen ist, zu einer der ersten Adressen in der Freien Theaterlandschaft der Schweiz zu avancieren — und dies nicht trotz, sondern genau wegen der Beeinträchtigung seiner Ensemblemitglieder.
Keine Pflegefälle, sondern unverzichtbare und künstlerisch ebenbürtige Mitarbeitende
Der Erfolg rührt daher, dass die HORA-Schauspielerinnen und -spieler in ihrer Selbstbestimmtheit als Menschen und Künstlerinnen bzw. Künstler gefördert werden. HORA betrachtet seine Ensemblemitglieder weder als «Pflegefälle» noch als «Klienten», sondern als unverzichtbare, einzigartige und künstlerisch ebenbürtige Mitarbeitende. Dies spiegelt sich in einer selbstbewussten und ausserordentlich frei wirkenden Bühnenpräsenz wider, die von Anfang an ein wesentliches Charakteristikum der Gruppe gewesen ist.
Science-Fiction-Streifen «Planet Hora» feiert Premiere am Zürcher Theater Spektakel
Unter der neuen künstlerischen Leitung, die 2020 ihre Arbeit aufnahm, hat sich das Theater Hora als erstes Zeit genommen. Zeit, darüber nachzudenken, wie die Menschen im Hora zusammen leben und arbeiten wollen. Zusammen mit den Mitgliedern des Schauspielensembles, der Hora’Band und allen anderen, die im Theater Hora arbeiten, hat die künstlerische Leitung sich an die Entwicklung eines Arbeitsmodells gemacht. Dieses soll verhindern, dass die auf Theaterbühnen gern geübte Kritik der Ausbeutung von sich und anderen in den eigenen Strukturen reproduziert wird. Zum Einsatz kam das Modell nicht nur hinter den Kulissen von «Planet Hora», sondern eben auch in dessen Skript. Denn im Film haben neben Aliens und Roboter auch Themen wie Arbeit und Lebensgestaltung ihre Auftritte.
Der Science-Fiction-Film, der am 21. August 2021 im Rahmen des Zürcher Theater Spektakels seine Premiere feierte, fand sowohl beim breiten Publikum wie auch in der Kulturbranche grosse Anerkennung. Das Interesse am Film nahm sogar internationale Ausmasse an: das Theater HORA kann sich vor lauter Anfragen aus dem Ausland, den Film an internationalen Film Festivals zu zeigen, kaum retten.
Podcast
SRF 1
Theaterspektakel: Das barrierefreie Festival
SRF 1
Der rote Teppich für HORA
Key facts
Das Zürcher Theater Spektakel macht Kunst für alle zugänglich
Das Zürcher Theater Spektakel wurde 1980 als internationales Treffen freier Theater gegründet. Rasch hat es sich zu einem kulturellen Anlass mit internationaler Anziehungskraft entwickelt. Heute ist es eines der wichtigsten europäischen Festivals für zeitgenössische Formen der darstellenden Künste.
Das Festival dauert 18 Tage, dieses Jahr vom 19. August bis 05. September, und findet auf der Landiwiese in Zürich statt.
Einer der Gründungsimpulse des Festivals auf der Landiwiese war schon damals, Kunst für alle zugänglich zu machen – in Abgrenzung zu den als elitär wahrgenommenen Kulturinstitutionen in der Stadt.
Für Menschen mit Behinderungen hat das Theater Spektakel in dieser Hinsicht schon einiges erreicht – sei es durch inhaltliche Zugangshilfen oder durch bauliche Anpassungen auf dem Festivalgelände. Zugänge inhaltlicher Art können auch im Workshop-, Diskurs- und Vermittlungsprogramm bestehen.
Die Stiftung Denk an mich unterstützt das Theater Spektakel schon seit mehreren Jahren.
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